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Tschaikowsky in sächsischen Landen

von Anne Payot-Le Nabour
Piotr Ilitch Tchaïkovski

«Es wäre unangebracht, wenn ich Ihnen sagen würde, wie sehr mich Ihre Werke in Staunen versetzen.» Wie die Mäzenin Nadjeschda von Meck, die Pjotr Iljitsch Tschaikowsky finanziell unterstützte, scheint auch das Leipziger Gewandhausorchester schon lange dem melodischen Charme des Komponisten erlegen zu sein. Im Gegensatz zu von Meck, die ihrem Schützling nie persönlich begegnet ist, lernte Tschaikowsky das Gewandhausorchester bereits 1888 kennen, als er auf einer Europatournee in Leipzig gastierte und eingeladen wurde, es zu dirigieren. Während seines produktiven Aufenthalts in der sächsischen Stadt traf er Johannes Brahms und Edvard Grieg, nahm an mehreren Konzerten zu seinen Ehren teil, wurde vom Liszt-Kreis ausgezeichnet und – wahrscheinlich als Zeichen des beträchtlichen Erfolgs – mit einem morgendlichen Ständchen unter dem Fenstern seines Hotelzimmers überrascht.

Diese Ereignisse mögen Andris Nelsons, seit 2018 Gewandhauskapellmeister, zu der Idee inspiriert haben, bei seinem Amtsantritt einen Zyklus zu beginnen, der dem Komponisten gewidmet ist. Neben zahlreichen Konzerten hat diese Erkundung inzwischen zu mehreren viel gelobten Aufnahmen geführt: «Andris Nelsons at his best», titelte etwa Resmusica bei der Veröffentlichung der DVD, die unter anderem die Fünfte Symphonie des russischen Musikers enthält.

In dieser Saison kehrt der lettische Dirigent mit dem Gewandhausorchester am 28. und 29.02.2024 in der Philharmonie zu seinem bevorzugten Repertoire zurück. Die beiden Abende bieten Gelegenheit, die zahlreichen Genres zu erkunden, die den Komponisten inspiriert haben: das brillante Violinkonzert, gespielt von Leonidas Kavakos, die Fünfte und Sechste Symphonie aus der von der Musikforschung so genannten «Fatum-Trilogie», schließlich die Ouvertüre zu Hamlet aus einer anderen Trilogie, die von Shakespeare inspiriert wurde. Dabei sein oder nicht, das ist hier keine Frage…