Discovery Nights | 1 Führung + 1 Apéro + 1 Konzert
Yuja Wang liebt es, da aufzutauchen, wo man sie nicht erwartet. Mit Freude umgeht sie genau jene Pfade, die für sie vorgezeichnet scheinen. Die junge chinesische Pianistin ist einfach eine Künstlerin auf der Höhe des 21. Jahrhunderts. Ihr Programm als Artist in residence an der Philharmonie Luxembourg zeigt ein Jahr lang genau diese Mischung von Originalität und Lebendigkeit.
Als Wunderkind in einer Musikerfamilie großgeworden, verlässt Yuja Wang im Alter von 14 Jahren ihre chinesische Heimat, um zunächst nach Kanada und dann in die USA zu gehen. Dort wird sie am renommierten Curtis Institute of Music in Philadelphia aufgenommen, wo sie – genau wie einige Jahre zuvor ihr berühmter Landsmann Lang Lang – bei Gary Graffman studiert. Schon vor dem Erreichen des Diploms wird ihr großes Talent als Pianistin bekannt. Im März 2007 erlangt sie dann schlagartig internationale Berühmtheit, als sie für Martha Argerich einspringt. Es folgen eine Reihe von herausragenden Konzerten mit namhaften Künstlern, triumphale Tourneen und von der Kritik gefeierte Einspielungen.
Die Pianistin macht sich ein umfassendes Klavierrepertoire zu eigen – Konzerte, Sonaten und Kammermusikwerke von Bach über Brahms, Albéniz, Gershwin und Fauré bis zu Strawinsky, um nur einige zu nennen. Erfahrungshungrig, scheint für sie keine Herausforderung zu groß zu sein: Im November 2017 leitet sie erstmals vom Klavier aus das Mahler Chamber Orchestra.
«Das ist eine geistreiche Musikerin, die weiß, was es heißt, eine Phrase zu modulieren, eine Klangmalerin, deren Palette insbesondere in den Bereichen des Unmerklichen umwerfend ist.» (Le Monde)
Im ersten Konzert als Artist in residence präsentiert Yuja Wang das Klavier in einer Konstellation, die in der Philharmonie selten zu erleben ist. Die Pianistin trifft auf gleich vier Perkussionisten, darunter Martin Grubinger junior und senior. Die fünf Musiker präsentieren mitreißende Transkriptionen zweier Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts. Anfang 2019 sind es abermals unerwartete Partner, mit denen Yuja Wang nach Luxemburg kommt, wenn sie sich die Bühne teilt mit dem gefeierten Musik-Comedy-Duo Igudesman & Joo für einen Abend voller Überraschungen, wie sie diese beiden zu servieren wissen. Ohne Zweifel verspricht dies eine perfekte Mischung aus Wangs Spontaneität und Virtuosität auf der einen und dem bezaubernden musikalischen Witz der beiden Komödianten auf der anderen Seite.
Die nächste Begegnung mit der Künstlerin findet in «traditionellerer » Konzertform statt, ist aber trotzdem nicht weniger außergewöhnlich, allein schon weil mit Sergej Prokofjews Fünftem Klavierkonzert eines der Lieblingswerke der Pianistin auf dem Programm steht. Eine tiefe Leidenschaft hegt sie für die «sarkastischen und rebellischen» Seiten des Œuvres des Komponisten. Einem weiteren russischen Meister, Dmitri Schostakowitsch und seinem Zweiten Klavierkonzert, widmet die Pianistin einen Teil ihres letzten Auftritts dieser Saison auf der Bühne des Grand Auditorium. Mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg und dessen Chefdirigenten Gustavo Gimeno spielt sie außerdem Maurice Ravels Konzert für die linke Hand. Die Saison klingt mit einer Tournee aus, die die Künstler unter anderem nach Deutschland und in die Türkei führt.
Was wäre Exzellenz ohne Neugier? Jede Darbietung von Yuja Wang am Klavier scheint diese Frage klar zu beantworten, und auch jene in der Philharmonie Luxembourg werden wieder beweisen, wie entscheidend Offenheit für brillantes Musizieren ist.
Mit zwei ungewöhnlichen Partnern startet Yuja Wang am 03.02. ihre Residenz in der Philharmonie Luxembourg. Die beiden unwiderstehlichen Comedians der klassischen Musik Igudesman & Joo sorgen gemeinsam mit der Pianistin für ein Feuerwerk an zwerchfellerschütternden Überraschungen. Für «The Clone» verwandelt sich Wang in eine technisch einzigartige Musikmaschine, die mit unglaublicher Perfektion schlicht alles spielen kann. Doch wehe, wenn sie losgelassen… Wenn die Virtuosität und Spontaneität von Yuja Wang und der halsbrecherische Witz der beiden Comedians aufeinandertreffen, dürfte kein Auge trocken bleiben.
«Die beiden Briten mit russischem beziehungsweise koreanischem Hintergrund gehen in die Vollen und sind dabei zum Weinen komisch.» (Abendzeitung)
Die Pianistin Yuja Wang hat sich in den vergangenen Jahren besonders für die Klavierkonzerte Sergej Prokofjews eingesetzt. Am 23.05. spielt sie das eher selten gehörte Fünfte Klavierkonzert, begleitet vom City of Birmingham Symphony Orchestra unter seiner litauischen Chefdirigentin Mirga Gražinyte-Tyla. In dem Werk sind Anklänge an den neoklassischen Stil Strawinskys, aber auch an altrussische Folkloremotive auszumachen. Vor diesem Hintergrund ist die Kopplung mit Strawinskys Ballettmusik Der Feuervogel besonders einleuchtend. Folkloristisch inspiriert ist auch György Ligetis Concert Românesc. Dass er einige klangliche Zuspitzungen benutzte, stieß den rumänischen Kulturbehörden sauer auf, so dass die Uraufführung abgesagt wurde und erst zwanzig Jahre später erfolgen konnte.
Es ist eine sportliche Herausforderung, der sich die chinesische Pianistin Yuja Wang in diesem Konzert stellt: zwei Klavierkonzerte an einem Abend, beide gespickt mit technischen Schwierigkeiten. Ravels Konzert aus den frühen 1930er Jahren entstand für den kriegsversehrten Virtuosen Paul Wittgenstein, Schostakowitsch schrieb sein Zweites Klavierkonzert im Jahre 1957 als Geburtstagsgeschenk für seinen Sohn Maxim. Das russischfranzösische Doppel findet sich auch in den rahmenden Programmbestandteilen wieder, in den Werken von Tschaikowsky und Ravel werden dabei von den Literaten Shakespeare und Longus inspirierte Landschaften aufgesucht, namentlich eine umstürmte Zauberinsel und ein von Hirtinnen und Hirten bevölkertes, idyllisches Griechenland.