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photo: Jörg Hekjal photo: Jörg Hekjal
 

Daten

Vier Manuale
83 Register
6.768 Pfeifen

Die Schuke-Orgel im Grand Auditorium der Philharmonie vereinigt Vorzüge der größten Konzertsaalorgeln in einem außergewöhnlich vielseitigen Instrument auf dem ‹State of the Art›

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Maurice Clement

Maurice Clement, seit 2007 Titularorganist der Philharmonie, entlockt als einer der innovativsten Organisten Luxemburgs seinem außergewöhnlichen Instrument überraschende Klangfarben.

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Die Orgel der Philharmonie

Die wahre Tradition ist nicht Zeuge einer abgeschlossenen Vergangenheit. Sie ist lebendige Kraft, welche die Gegenwart anregt und belehrt. Man knüpft an die Tradition an, um etwas Neues zu machen. Die Tradition sichert auf solche Weise die Kontinuität des Schöpferischen. (Igor Strawinsky)

Die Philharmonie Luxembourg steht im Herzen Europas. Nachbarschaftliche Einflüsse bestimmen das kulturelle Leben hier mehr als in anderen Regionen. Integration ist gleichermaßen gefordert wie Identität, und wo sich beide unvoreingenommen begegnen, wird aus Wertschätzung Wertschöpfung. Was sich so politisch anhört, ist das, was die Orgel im Laufe ihrer jahrhundertelangen Entwicklung erfahren hat. Das Konzept der Orgel in der Philharmonie Luxembourg spiegelt genau das wider.

Natürlich ist die Orgel der Philharmonie Luxembourg im eigentlichen, und damit im besten Sinne, eine Universalorgel. Dieser Stil ist jedoch nicht eindeutig, da er sich zwangsläufig erweitert und seine Identität immer wieder neu definiert wird. In der Luxemburger Orgel finden sich genauso der deutsche wie der französische Orgeltypus wieder – und darüber hinaus auch Besonderheiten anglo-amerikanischer Instrumente. Sie definiert sich allein durch die an sie gestellten Ansprüche. Sie wird zum musikalischen Erlebnis, weil ihr ungehörte Klänge zu entlocken sind. Klänge, die uns vertraut sind und die wir trotzdem neu erfahren. Eine Entdeckungsreise in Klangwelten, die uns die Musik abfordert, und die musikästhetisch anspruchsvoll zu realisieren die vornehmste Aufgabe einer neuen Orgel ist.

Orgelprospekt

Jeder Raum hat eine ihm eigene Atmosphäre. In dem Moment, da man ihn betritt, stellt sich eine gewisse Erwartungshaltung ein. Die optische Aussage eines Orgelprospektes bereitet den Zuhörer nicht unwesentlich auf ein bestimmtes Klangerlebnis vor, stimmt ihn quasi ein. In dieser Erwartung lassen wir uns führen durch Raum und Zeit, erkennen Verhältnisse und ahnen Ordnungen, die uns helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Die Orgel ist nicht nur ein Klangkörper, sondern auch ein Baukörper, und als solcher nicht zu übersehen. Sie steht als architektonisches Element in unmittelbarem Bezug zur Saalarchitektur. Wesentliches Element der Orgel ist die Pfeife als Klangkörper, sie übernimmt gestalterische Funktion. Mit den seitlichen Logentürmen des Grand Auditorium gibt der Architekt der Philharmonie Luxembourg, Christian de Portzamparc, jedoch ein ganz besonderes prospektgestalterisches Thema vor: einzelne, frei stehende Gehäusetürme, Abstand und Tiefenwirkung. Wir befinden uns in einem Raum und sind von weiteren Räumen umgeben. Die Orgel wiederholt dieses Prinzip durch das traditionelle Prinzip der gegliederten Pfeifen- bzw. Gehäusetürme. Das einheitliche Gehäuse ist aufgelöst in einzelne Module, «Pfeifenhäuser ». Schlanke Türme auf das Einfache reduziert, geometrische Formen stehen im Vordergrund, die Form des Zylinders (Pfeifen) mit konischem Ansatz (Pfeifenfuß).

Die Orgel tritt aus dem (schwarzen) Nichts heraus. Sie ist Blickfang und soll doch nicht gefangen nehmen, sie ist Architektur und kein Kunstwerk. Ob ihres Standorts wird die Orgel zum Gegenüber für das Publikum, unaufdringlich und doch dem Saal einen markanten Wiedererkennungswert gebend. Zum wesentlichen Gestaltungselement wird die Farbgebung der Orgel: Ein deckender Anstrich in Schleiflacktechnik, leicht abgestufte Rottöne, die Flächen mit silber-blauen Quastenstrichen aufgelöst.

Klangkonzept

Die Rolle der Konzertsaalorgel ist entscheidend dadurch definiert, das Orchester zu begleiten und sich in diesen Klangkörper zu integrieren. Wir erwarten von der Orgel eine raumgreifende Klangkraft, die sich über alle dynamischen Abstufungen vom leisesten Pianissimo bis zum starken Forte erstreckt. Orgel und Orchester stehen in einem komplementären Verhältnis zueinander. So wie das Orchester von Komponisten und Dirigenten ‹registriert› wird, muss auch die Konzertsaalorgel orchestral zu handhaben sein.

Die Orgel im Konzertsaal der neuen Philharmonie Luxemburg hat 83 Register verteilt auf 4 Manuale und Pedal. Die Disposition, in Zusammenarbeit mit Daniel Roth entworfen, ist als ein großer sinfonischer Klangkörper angelegt. In dem Instrument finden sich neben der gängigen Dispositionspraxis nach deutschem und französischem Muster auch Prinzipien englischer und amerikanischer Orgeln wieder. Es ist ein Instrument, das es erlaubt, sinfonische Klänge sowohl von großer Kraft als auch von Leichtigkeit, Klarheit und Brillanz, bis hin zu dunkler Schwere darzustellen.

Dies wird neben der Disposition vor allem durch technische Ergänzungen wie Oktavkoppeln (Superkoppeln bis c5 ausgebaut) und einer großzügigen Anlage mit 4 Schwellergehäusen erreicht. Bis auf das Hauptwerk steht jedes Werk im Schweller (im Pedal ein Teil der Register). Sowohl im Positif wie auch im Récit steht eine Abteilung von Registern in einem zweiten Schweller (Schweller im Schweller).

Das wesentliche Prinzip der Disposition ist das eines charakteristisch sehr fein differenzierbaren Klangkörpers. Allein die breit ausgebaute 8'-Äquallage bietet klanglich und dynamisch diverse Nuancierungsmöglichkeiten. 32'- und 16'-Stimmen, Zungen und Oktavkoppeln geben der Orgel zusätzliche Expressivität und ein grundtöniges Fundament.

Die einzelnen Werke stehen weniger in dem klassischen Verhältnis differenzierter Fußtonlagen (32':16':8':4') zueinander, als vielmehr in der Beziehung charakteristischer Klangfarben. Ganz im sinfonischen Klangkonzept ist mit der Einfärbung des Klanges durch Register gleicher Fußtonlage auch eine dynamische Veränderung verbunden. Ein geschlossener, von der Äquallage bis zur Klangkrone geführter Aufbau der verschiedenen Registerfamilien Principale, Flöten, Streicher und Zungen ist ein weiteres Dispositionsprinzip dieser Konzertsaalorgel. Der komplette Aufbau eines jeden dieser Chöre findet sich jeweils in einem der drei Manualwerke Hauptwerk, Positif oder Récit sowie auch im Pedal.