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Just arrived - Wen Hung

von Jeff Schiltz
Wen Hung

Wie und wann haben Sie das erste Mal vom Luxembourg Philharmonic erfahren?

Ich erinnere mich nicht genau, aber vor ungefähr zehn Jahren machte ich eine kleine Reise von Hamburg aus, um einen Freund in Saarbrücken zu besuchen, und er erzählte mir, dass es gleich nebenan ein kleines Land namens Luxemburg gibt, das wir besuchen könnten. Wir fuhren mit dem Bus dorthin. Er zeigte mir die Philharmonie und sagte mir, dass das Orchester sehr gut sei.

Was war der emotionalste Moment während Ihrer Probezeit?

Als Patrick (Patrick Coljon, Head of Orchestra) uns anrief, um die Ergebnisse zu verkünden. Obwohl ich davon ausging, dass alles gut gelaufen ist, hätte ich nicht erwartet, dass ich in dem Moment, als unser Chefdirigent Gustavo mir das Ergebnis mitteilte, so emotional werden würde, aber ich habe fast geweint.

Gibt es ein Konzert aus dieser Zeit, an das Sie sich besonders erinnern?

Ich erinnere mich sehr genau an das erste Konzert. Es war das Neujahrskonzert 2022. In dieser ersten Woche war ich ziemlich nervös, aber ich erinnere mich daran, dass ich neben meiner sehr lieben Kollegin Gayané saß, sie hat meinen Stress gemildert und mich spüren lassen, dass die Atmosphäre hier schön sein muss.

Haben Sie einen Rat für Musikerinnen und Musiker in der Probezeit?

Ich würde ihnen raten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, das heißt gut vorbereitet, freundlich und zuverlässig zu den Kolleginnen und Kollegen und man selbst zu sein.

Erinnern Sie sich daran, welche Werke Sie während Ihres Vorspiels vortragen mussten?

Ich erinnere mich an Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert in D-Dur und Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Konzert. Dann einige Ausschnitte aus Don Juan und Mozarts Symphonie N° 39, Tschaikowskys Nussknacker und das Scherzo aus Robert Schumanns Symphonie N° 2.

Sie haben auch in Darmstadt gelebt?

Ja, dort habe ich fast zwei Jahre lang gelebt.

Gibt es Unterschiede zwischen dem dortigen Orchester und dem Luxembourg Philharmonic?

Ja, der zentrale Unterschied ist die Sprache, denn als ich in Darmstadt war, haben wir die meiste Zeit Deutsch gesprochen. Hier ist es sehr international, so dass man fast jede Sprache sprechen kann. Das verändert die Beziehungen zwischen den Kolleginnen und Kollegen maßgeblich, weil es so multikulturell ist. Und ich glaube, das verändert auch die Atmosphäre.

Sie sind für verschiedene Orchester eingesprungen. Welche Herausforderungen stellten sich Ihnen, um sich den einzelnen Orchestern anzupassen?

Ich spiele gerne in Orchestern, und ich denke, ich habe auch viele Erfahrungen gesammelt, wie man mit anderen zusammenarbeitet. Trotzdem entstehen jedes Mal neue Gefühle, wenn ich mit anderen Menschen neben mir oder anderen Dirigentinnen und Dirigenten spiele.

Wer war Ihr prägendster Lehrer oder Ihre prägendste Lehrerin?

Das muss Frau Krüger aus München sein. Sie war Konzertmeisterin in der Staatskapelle Dresden und hat später bei den Münchner Philharmonikern gespielt. Sie ist 80 Jahre alt und hat eine Menge Erfahrung im Unterrichten und in der Vorbereitung von Studierenden auf Vorspielsituationen. Sie hat mein Leben und mein Spiel sehr verändert, denn sie ist nicht nur eine Geigenlehrerin, sondern auch eine Lebensberaterin für mich.

Haben Sie ein Lieblingssolo innerhalb des Orchesterrepertoires?

Da kommt mir eine Solopartie aus La Bohème von Giacomo Puccini in den Sinn, eine so schöne Melodie. Ich erinnere mich, dass ich diese Passage für das Vorspiel in Darmstadt vorbereitet habe. Als ich es geübt habe, war ich wirklich verliebt in diesen Ausschnitt, eigentlich habe ich diese Oper immer geliebt. Es hat mir Spaß gemacht, sie zu spielen, und ich habe auch gutes Feedback von meinen Kolleginnen und Kollegen erhalten. Das hat mir wirklich etwas bedeutet.

Wie lange spielen Sie Ihr Instrument schon?

Ich habe angefangen, als ich neun Jahre alt war, also spiele ich insgesamt seit etwa 23 Jahren.

Warum haben Sie sich für dieses Instrument entschieden?

Zunächst habe ich mit vier Jahren angefangen, Klavier zu spielen, und war daran interessiert, dies fortzusetzen. Also halfen mir meine Eltern, in eine Musikklasse einzutreten. Es war eine spezielle Klasse in der Grundschule. Wir mussten eine Prüfung ablegen und uns für ein zweites Instrument entscheiden. Am Anfang wollte ich Flöte spielen, aber irgendwie, ich weiß nicht genau warum, mochten meine Eltern die Violine so sehr, dass sie mich überredeten, stattdessen Geige zu spielen.

In welchem Konzertsaal würden Sie gerne einmal mit dem Luxembourg Philharmonic auftreten? Wieso?

Der erste Ort, der mir in den Sinn kommt, ist das Concertgebouw in Amsterdam. Ich war vor ein paar Monaten zum ersten Mal dort und habe ein Konzert besucht. Die Akustik war fantastisch. Die Musikerinnen und Musiker kommen hinter der Bühne hervor und gehen eine Treppe hinunter, das ist wirklich etwas Besonderes.

Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie nach Luxemburg gezogen sind?

Die Multikulturalität ist eine meiner bevorzugten Seiten an Luxemburg. Ich habe das Gefühl, dass ich hier hundertprozentig ich selbst bin.

Gibt es etwas, dass Sie besonders an Luxemburg schätzen?

Mir gefällt, wie friedlich und sauber es ist, und wie schön das Gebäude der Philharmonie ist. Jeden Tag, wenn die Straßenbahn an der Haltestelle  «Philharmonie» ankommt, bin ich sehr glücklich, hier zu arbeiten.

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