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Oui, Chef!

Ein Kochbuch und eine Begegnung

Bild aus dem Kochbuch Oui, Chef!

Zuerst schien die Idee verrückt: ein Kochbuch, in dem luxemburgische Chefköche und Mitglieder unseres Orchesters gemeinsam am Herd stehen. Doch nachdem der Gedanke einige Monate «reifte» (während Besprechungen in der Küche, angeregter Diskussionen und eifriger Schreibphasen), wird die Frucht dieser Begegnungen schon bald erhältlich sein – und verspricht Köstliches. Das am 12.11.2025 bei Éditions Schortgen erscheinende Oui, Chef! ermöglicht es Feinschmecker*innen und Musikliebhaber*innen, sich an zweiundzwanzig originalen Rezepten zu versuchen, die jeweils vierhändig kreiert wurden.

Gastronomie und Musik haben mehr gemeinsam als man vermuten würde

Ein Projekt, das Neugierde und Appetit weckt... Auf den ersten Blick haben die Welten der Musik und der Gastronomie nur wenig gemeinsam. Erstere richtet sich an das Gehör, Zweitere an die Geschmacksknospen. Und doch wäre es falsch bei dieser Meinung zu bleiben – es sind Komponisten, die uns auf die richtige Spur führen.

Der Meister der Oper Gioacchino Rossini bediente sich gerne des Gaumenvokabulars, wenn er über das Komponieren sprach: «Ich bin auf der Suche nach Motiven, aber es kommen mir ständig nur Pasteten, Trüffel und ähnliche Dinge in den Sinn». Gibt es auf der anderen Seite nicht auch Feinschmecker, die nach einem Festmahl den Tisch verlassen und von einer «Symphonie der Sinne» sprechen?

Sie haben es schon erraten: Von der Partitur bis zum Teller ist es nur ein kleiner Schritt – und diese Parallele ist es, die Oui, Chef! ausmacht. Stephan Gehmacher, Generaldirektor der Philharmonie, schreibt in seinem Vorwort: «Ob die Zutaten nun Gewürze oder Töne sind, ob die Gäste um einen Tisch oder vor der Bühne eines Konzertsaales versammelt sind, so ist es doch im Grunde genommen dieselbe Suche nach Schönheit. Derselbe Wunsch, sich selbst zu übertreffen, um ein harmonisches Ganzes zu produzieren und dieses seinem Publikum zu kredenzen».

  • ein Koch und ein Musikerin während einer Kochsession für das Buch Oui, chef!
  • ein Koch und ein Musiker während einer Kochsession für das Buch Oui, chef!
  • Ein Nudelgericht aus dem Buch Oui, Chef!

Credit: Eric Engel

Zweiundzwanzig Rezepte für zu Hause

Hinter den Kulissen einer Sterneküche, hinter dem Tresen einer angesagten Bar der Hauptstadt oder am Tisch eines Familienbetriebs: neunzehn Mitglieder des Luxembourg Philharmonic waren über ein Jahr lang kreuz und quer in den Küchen des Großherzogtums unterwegs, um in ihnen zweiundzwanzig neue Rezepte zu ersinnen.

Es finden sich sowohl Gerichte von berührender Schlichtheit – wie die leckeren Spaghetti Cacio e Pepe, die sich der ehemalige Chefdirgent des Orchesters, Gustavo Gimeno, aussuchte – aber auch komplexe Aromen aus fernen Ländern (Nur wenige dürften schon einmal von Bonitoflocken oder Mizuna gehört haben, bevor sie sich an das Yosenabe wagen, das der japanische Chefkoch Hajime Miyamae gemeinsam mit der Geigerin Gayané Grigoryan präsentiert!). Auch Freunde der Großregion und ihrer kulinarischen Traditionen kommen nicht zu kurz: Das Buch präsentiert unverzichtbare Klassiker, neu und elegant interpretiert (Bouchée à la reine, Kniddelen, Linsensuppe…). Damit alle auf ihre Kosten kommen, gilt es neben der herzhaften Auswahl auch vier Desserts und zwei Cocktails zu entdecken!

Die in Oui, Chef! vereinten Rezepte erinnern an die Werke einer musikalischen Spielzeit oder ein Konzertprogramm: nuanciert, variantenreich, manchmal wahrhaft erstaunlich – so wie die Persönlichkeiten, die sie entwickelt haben.

 

Mehr als ein Kochbuch: Austausch und persönliche Einblicke

Im Mittelpunkt stehen «Persönlichkeiten». Zwischen den Rezepten erlauben Interviews, die Küchenchefs und Musiker*innen, die an diesem Projekt teilgenommen haben, besser kennenzulernen. Direkt am Herd oder beim gemeinsamen Essen nach getaner Arbeit festgehalten zeigen diese Gespräche die zahlreichen Gemeinsamkeiten zwischen der Welt des Gaumens und der Welt des Gehörs auf: Stressbewältigung, tägliche Routinen, die Beziehung zum eigenen Instrument (oder den eigenen Instrumenten), Risikobereitschaft, die Herausforderung der Weitergabe von Wissen, das Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation… Der Musikjournalist Luc Boentges, der die Interviews niedergeschrieben hat, spricht von einer «fesselnden» Erfahrung. «Bis dahin hatte ich die Berührungspunkte kaum wahrgenommen», erklärt er gegen Ende des Buches.

Die lebendigen, persönlichen und oft humorvollen Gespräche bereichern Oui, Chef! ungemein. Ein Kochbuch also, das anders ist als andere – mit einem doppelten Versprechen: Es soll Ihnen genüssliche Momente bescheren und Ihren nächsten Begegnungen mit dem Luxembourg Philharmonic neue Würze verleihen.