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Just arrived - Filippo Riccardo Biuso

by Jeff Schiltz
Filippo Riccardo Biuso smiling at the camera while holding his instrument

Wann und wie hast du zum ersten Mal vom OPL gehört?

Ich habe das erste Mal vom Orchestre Philharmonique du Luxemburg von meinem Kollegen Arthur Stockel gehört, der die Klarinettenstelle in Luxemburg zu dem Zeitpunkt gewonnen hat. Wir waren auch zusammen in derselben Klarinettenklasse in Paris. Er hat damals hier angefangen und hat sehr vom Orchester geschwärmt. Dies hatte mich inspiriert am Probespiel teilzunehmen.

In welchem Jahr war das?

Das müsste 2018 gewesen sein, wenn ich mich richtig erinnere. Im Juni 2021 habe ich die Stelle gewonnen und im September desselben Jahres begonnen im Orchester zu spielen.

Welches war dein emotionalster Moment während des Probejahres?

Da gibt es einige. Am prägendsten war wahrscheinlich das erste Projekt. Hierbei handelte es sich um den «Feuervogel» von Igor Stravinsky, ein Werk, das wir zu dem Zeitpunkt zusammen mit unserem Chefdirigenten Gustavo Gimeno auch für eine CD aufgenommen hatten.

Es gab viele Solis auf der Es-Klarinette, das war für mich definitiv die Feuertaufe, dies hat mich sehr markiert. In meiner ersten Woche war ich zunächst nervös. Der Kontakt mit meinen Kollegen hat mir allerdings die Nervosität immer mehr genommen. Innerhalb einiger Stunden habe ich mich so gefühlt, als würde ich bereits seit Jahren zum Orchester gehören.

Gibt es ein Konzert, an das du dich besonders gerne zurückerinnerst?

Am meisten erinnere ich mich an mein erstes Konzert mit dem Orchester, als wir den «Feuervogel» zusammen mit Gustavo Gimeno gespielt haben. Ganz Besonders war ebenfalls das Konzert im Dezember, bei dem wir Mahler 3 aufgeführt wurde.

Was würdest du jedem Musiker während des Probejahres raten?

Man soll versuchen sich nicht zu verstellen und stets freundlich zu sein. Zusätzlich sollte man pünktlich und vorbereitet in die Proben kommen. Wenn diese 4 Dinge stimmen, dann passt alles.

Erinnerst du dich, welche Werke du während des Probespielfinales spielen musstest?

Ja, das weiß ich noch genau! Wir waren noch zu fünft im Finale. Wir mussten das «1. Klarinettenkonzert» von Weber und einige Probestellen auf der Es-Klarinette spielen.

Als ich aus dem Saal kam dachte ich nur «wow» und dass ich mein Bestes gegeben habe. Ich hatte dieses Gefühl, wo ich mir sagte «Wenn sie noch mehr wollen...dannist dies nicht meine Stelle», aber alles ging gut. Dann haben wir draußen gewartet. Wir kannten uns alle ein wenig in dem Finale. Als Catherine (Senior Manager Orchestra Personnel & Touring) vor uns trat, um die Resultate zu verkünden, mussten Lorenzo, ein Mitstreiter, und ich noch einmal spielen, da die Entscheidung nur ganz knapp war. Dabei mussten einige Probestellen noch einmal gespielt werden. Zudem wollte die Jury «Dafne und Chloé» von Maurice Ravel hören, eine Stelle auf der Es-Klarinette, die sehr schwer ist und meistens nur einmal pro Tag gut funktioniert. In diesem Moment musste ich mich wirklich zusammenreißen, um mich richtig zu konzentrieren.

Gibt es besondere Musiker, die dich inspiriert haben?

Ja, sicher mein Lehrer, Pascal Moraguès. Ich mag sein Orchesterspiel unglaublich und vor allem seine Warmherzigkeit und Großzügigkeit. Ich finde, dass er einen ganz besonderen Klang hat, der den ganzen Saal umarmen kann. Daneben hat mich auch Philippe Berrod sehr inspiriert. Er hat mir die Leichtigkeit im Spiel beigebracht. Einfach die Klarinette nehmen und loslegen.

Welche Stellen im Orchesterrepertoire magst du am meisten?

Eine spezifische Stelle eher nicht, aber es gibt Komponisten, die ich besonders gerne spiele. Wenn wir Mahler, Shostakovich, Strauß («Alpen-Sinfonie») oder Stravinsky («Le Sacre du Printemps») Sinfonien spielen, ist das immer ganz Besonders. Deswegen wollte ich auch ganz gerne Teil des OPL‘s werden, weil wir hier ein so vielfältiges Repertoire spielen.

Wann hast du angefangen zu musizieren?

Ich war 7 als ich angefangen habe. Damals habe ich noch zusammen mit meinen Eltern in Sizilien gewohnt. Eigentlich war ich sogar nur 5 als ich in das örtliche Musikensemble wollte. Mein Vater hat aber damals gesagt ich wäre zu jung. Mit 7 saß ich angeblich den ganzen Tag vor dem Fernseher und mein Vater meinte, dass jetzt Schluss sei. Dann sind wir zu meiner ersten Blasmusikprobe gefahren, wo ich angefangen hatte Klarinette zu spielen.

Warum hast du dich für die Klarinette entschieden?

Mein Vater wollte ursprünglich, dass ich mich für das Saxofon entscheide. Allerdings wusste ich schnell, dass ich ein anderes Instrument bevorzuge, obwohl es klanglich ein sehr schönes Instrument ist. Ich wollte entweder Flöte oder Klarinette lernen und entschied mich später dann für die Klarinette.

Gibt es neben dem OPL noch andere Orchester, die du besonders gut findest?

Ich bin sehr glücklich hier im OPL - Es klingt meiner Meinung nach sehr gut. Ich mag unsere Energie, die wir während der Konzerte ausstrahlen. Neben dem OPL, hatte ich bereits die Möglichkeit mit dem London Symphony Orchestra zu spielen. Des Weiteren begeistert mich das Concertgebouworkest.

Was gefällt dir am Meisten an Luxemburg?

Ich mag die Natur in Luxembourg sehr! Ich habe 10 Jahre in Zürich gewohnt und ich finde es hier eigentlich sehr ähnlich. Wenn man, zum Beispiel, von Paris nach Zürich zieht, ist das zunächst eine große Umstellung. Und wenn man dann nach Luxembourg zieht, findet man wieder diese Ruhe und diese Ordnung - Dies gibt ein Gefühl der Erleichterung.

Ich finde auch das Konzept des Nationalfeiertags großartig. Viele meiner Kollegen haben mir gesagt, dass dies auf jeden Fall eines meiner besten Erlebnisse in Luxemburg sein wird. Man feiert am Abend davor, was für mich schwierig ist, weil wir am Tag danach morgens mit dem Orchester spielen. Trotzdem empfinde ich diesen Vorabend als richtig luxemburgisches Erlebnis. Ansonsten habe ich angefangen mich auch in anderen Teilen Luxemburgs umzusehen, da ich gerne mit Pflanzen arbeite. Im September habe ich in Ahn geholfen Trauben zu ernten. Dabei habe ich einem luxemburgischen Weinmacher bei der Weinlese und der Weinproduktion geholfen. Es war sehr spannend, mit solchen Leuten in Kontakt zu kommen.